Der Geisaer Hinkelshagener Carneval Club e.V. wurde am 11.11.1938 unter den Namen Karnevalsvereinigung Geisa (KVG) gegründet. Aber das närrische Treiben begann viel früher. Der erste urkundliche Beleg stammt aus dem Jahre 1786 vom Amtsvogt zu Geisa, Franz Karl Gößmann. Zitat: „Das Neujahrsanschießen, die sogenannten Hahlräder, Vermummungen auf Nicolai oder Christvorabend, Fastnachtsbegräbnisse und alle dabei öffentliche und ärgerliche Spektakel sind der schwersten Strafe unterworfen." Im Jahre 1913 fuhr erstmals „Prinz Karneval“ Rudolf I. (R. Kammandel) mit einem Geleitzug von 20 Fahrzeugen durch Geisa. 1939 wurde das erste Prinzenpaar gekürt, seit der Saison 1963/64 in ununterbrochener Reihenfolge. Mit der Gründung 1938 wurde das Karnevalstreiben in eine geordnete Form gebracht. Josef Schmelz und Josef Ebert gehörten dem Geisaer Sportverein an und fanden engagierte Bürger, die sich am 11.11. in der Gastwirtschaft von Anton Will (Barönche) trafen. Bei den Einwohnern Geisas stieß man auf große Begeisterung, es entstand der Schlachtruf und der noch heute gern gesungene Schlager "Bo goabs das free-er". Nach der Kampagne 1938/1939 war aber bereits schon wieder Schluß und für die folgenden Jahre war niemanden der Sinn nach Fasching. Dies änderte sich Ende der 1940er Jahre, als man am 26.11.1949 beim „Kleinen Pariser“ (Bierhalle) die KVG wieder ins Leben rufte.
Gründungsurkunde der KVG
Die Fünfziger - ein Auf und Ab
Die 50er Jahre brachten für den Geisaer Karneval ein Auf und Ab. Nachdem sich die Karnevalsvereinigung 1951 vorübergehend der neu gegründeten Ortsgruppe des Kulturbundes als selbständige Arbeitsgemeinschaft angeschlossen und als solche das 1949/50 begonnene Treiben fortgesetzt hatte, gab es bereits 1952 wieder eine Unterbrechung. Mitglieder der Kulturbund-Ortsgruppe hatten am 8.2.1953 in den bereits zur Einrichtung des Heimatmuseums im „Amtsgericht“ gehörenden und renovierten Räumen mit einem karnevalistischen Heimatabend die Tradition hochgehalten. Doch auch in der Saison 1953/54 kam es durch die Karnevalisten zu keinen närrischen Aktivitäten. Erst in der Saison 1954/55 zog mit Prinz Jupp I. vom Siebenborn und Prinzessin Hildegard vom Lenzenstamm ein Prinzenpaar der närrischen Rainstadt in das neuerbaute Kulturhaus ein. Die Saison 1955/56 ließ man nochmals ein volles Programm vom 11.11. bis Aschermittwoch unter dem Motto “Hier meckert die Geiß“ mit dem Prinzenpaar Herbert I. vom Rockenstuhl und Prinzessin Waltraud von der Storchenburg folgen. Leider war es wieder vorbei und die Geisaer Jugend zu recht empört. Sie ergriff die Initiative und unter dem Motto "Me-i maches“ beherrschte sie während der Fastnachtstage 1957 mit dem Jugendprinzen Phipp der Eiserne von der Braugasse das närrische Treiben. Für die alten Karnevalisten war dies eine echte Herausforderung und so wurde die Saison 1957/1958 als Volkskunstgruppe der BHG von ihnen noch ein letztes Mal voll durchgezogen. Als Prinzenpaar regierte in dieser Kampagne Prinz Erich I. vom Boxberg und Prinzessin Christa I. vom Bornrain.
Die Sechziger - Arbeitsgruppe Karneval
1961/62 wurde mit Prinz Philipp I. vom Weinberg und Erika I. vom Fürstenstein die alte Tradition fortgesetzt. Mit dem damaligen Präsidenten Bernhard vom Schlossberg hatte sich die AG Karneval dem Klub der Werktätigen angeschlossen. 1962/63 wurde mit Prinz Rolf I. von der Polleburg und Prinzessin Ursula vom Rainfels der Reigen der Prinzenpaare ohne Unterbrechung bis heute fortgesetzt. In dieser Zeit entstand der Fanfarenzug der Blauen Funken, die durch nahezu jährliches Mitwirken am Wasunger Karnevalsumzug die Geisaer Fastnacht über die Grenzen der Stadt bekannt machten.
Die Siebziger - von der AG zum GHCC
1970 wurde die AG Karneval in Geisaer-Hinkelshagener-Carneval-Club (GHCC) umbenannt. Mit den Präsidenten Bernhard Kling, Wolfgang Faber, Ernst Quentmeier und Peter Kling war nun eine ständige Qualitätssteigerung in den Traditionsveranstaltungen zu verzeichnen. Der 11.11., die Fremdensitzung (hier treten oft befreundete Karnevalklubs mit eigenen Programmen oder einzelne Büttenredner aus Nachbarvereinen auf), Prinzenkürung, Gala-Damensitzung, der Rentnerball und die 3 Tollen Tage sind absolute Höhepunkte in jedem Jahr.
Die Achtziger - Karneval, dass größte Volksfest im Gemeindeverband
Der Rosenmontagsumzug erlebte in diesen Jahren eine gewaltige Entwicklung. Waren es in den 70er Jahren bis zu 500 Mitwirkende, so steigerte sich dieses im Jahr 1988 auf über 850 Personen. Das lag auch mit daran, dass sich feste Tischgruppen im Lauf der Zeit bildeten, die gemeinsam Kostüme unter ein bestimmtes Motto stellten. Der Kostümball wurde von Rosenmontag auf Sonntag umgelegt und so konnte man vielfältig kostümierte Fußgruppen zwischen den närrischen Wagen bewundern. Trotz oft widriger Witterungsbedingungen wurden die Umzüge dank des Enthusiasmus aller Narren durchgeführt. Die Geisaer Narrenwelt betrachtet den festlichen Trubel zur Fastnacht in früheren Jahren und den Karneval in den letzten 50 Jahren in einer Traditionslinie. Daher war es nur zu verständlich, dass man in der Saison 1985/86 mit einem prächtigen Jubiläumskarneval der ersten urkundlichen Erwähnung des Fastnachtsbrauchtums in dem Verbotserlaß des Amtsvogtes F. K. Gößmann gedachte.
Die Neunziger - Der GHCC wird eingetragener Verein
Trotz aller Skepsis hat der tief verwurzelte närrische Geist in Hinkelshagen gesiegt. Auch nach der politischen Wendezeit hat unsere Foasenacht eine tolle Ausstrahlung, weit über die Grenzen der Rainstadt. Schon bald erkannte man auch in den alten Bundesländern, dass in Geisa zünftig gefeiert wurde. Es kam zu einem Partnerschaftsvertrag zwischen Petersberg und Geisa. Endlich konnten auch Vereine aus den Landkreisen Schmalkalden, Eisenach und Meiningen ohne Passierschein Gäste unseres Karnevals sein. Das kann man zur alljährlichen Fremdensitzung wie schon erwähnt, erleben. Wir erleben nun als die Mitte Deutschlands, dass unser traditioneller Rosenmontagsumzug einen ungeahnten Höhenflug erfuhr. Nahezu 6000 Besucher bevölkern jährlich unsere Rainstadt, die ca. 1300 Mitwirkende im Umzug in ihren fantastischen Kostümen und die herrlichen Prunkwagen bewundern können.
Der GHCC e. V. heute
Der GHCC e. V. ist einer der wenigen Vereine, die sowohl 20-stündiges Bühnenprogramm als auch einen ausgelassenen Straßenkarneval zelebrieren. Vom 11.11. bis zum Hutzelfeuer ist bei jedem Karnevalisten närrische Einsatzbereitschaft wichtig und nötig.
Die traditionellen Veranstaltungen des GHCC sind die wichtigsten Bestandteile jeder Saison. Alle Veranstaltungen haben sich im Laufe der Zeit ständig weiter entwickelt. Neues wie beispielsweise seit 2004 die Weiberfastnacht kam hinzu, bestehende wurden ausgebaut. Die Ansprüche des Publikums sind gestiegen durch Einflüsse aus Social Media und Fernsehen. Trotz allem wird die Volkstümlichkeit des Geisaer Saalkarnevals geschätzt:
„Kein Einmarschkarneval ham wir und keine Monotonie.
Nicht wie überall nur Ballermann und Party Apres Ski.
Nein, dass Niveau in Geis ist hoch und ganz bestimmt nicht flach.
Drum feiern wir mit viel Gefühl unsere spezielle Foasenacht.“